Anlage

Wie kann eine moderne Müllverbrennungsanlage konsequent mit der Infrastruktur eines bestehenden Kraftwerksparks verknüpft werden? Diese Frage spielte bei der Standortsuche für das Mainzer Müllheizkraftwerk eine zentrale Rolle. Die Lösung, die auf der Ingelheimer Aue schließlich umgesetzt wurde, war 2003 deutschlandweit einzigartig: Ein Teil des im MHKW produzierten Dampfs kann über Leitungen in das benachbarte Gas- und Dampfturbinenkraftwerk (GuD-Kraftwerk) der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG eingespeist werden. Durch Integration in den Dampferzeugungsprozess wird im dortigen Kraftwerk der Dampf aus dem Abfall auf 550° C überhitzt und damit hocheffizient zur Stromerzeugung genutzt.

Seit 2009 kann die EGM den Dampf aus der Müllverbrennung auch direkt nutzen: Mit der Inbetriebnahme des dritten Verbrennungsofens entstand direkt neben dem Müllheizkraftwerk eine hocheffiziente 20-MW-Dampfturbinenanlage und erzeugt damit Strom. 

Das zeigt: Die Entsorgungsgesellschaft Mainz hat bei der Nutzung der im Abfall gebundenen Energie zur Produktion von Strom, Prozessdampf und Fernwärme eine vorbildliche Lösung realisiert, die der Tatsache Rechnung trägt, das der Brennwert der angelieferten Abfälle deutlich über dem Brennwert von Braunkohle liegt.


Standort

Die Ingelheimer Aue ist für die Belieferung per Bahn oder Schiff ideal geeignet. In unmittelbarer Nachbarschaft ist vor einigen Jahren das neue Mainzer Güterverkehrszentrum entstanden. Damit verfügt unser Standort über alle Transportmittel, die einem schnellen rationellen Containerumschlag vom Schiff oder von der Bahn garantieren. Wir können den Kontakt herstellen zu Dienstleistern, die für Sie Ihre Abfälle schnell, sauber und wirtschaftlich mittels geeigneter Containerlösungen bei uns einer thermischen Verwertung zuführen.

Im Mainzer Müllheizkraftwerk wurden in der Abfallverbrennung bewährte Rückschubroste eingebaut. Sie ermöglichen ein flexibles Reagieren auf marktbedingte Veränderungen in der Zusammensetzung des  Abfalls. Wichtig war der EGM insbesondere die hohe Entsorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit  - schließlich müssen die entsprechenden Lieferverpflichtungen für die Dampfnutzung sicher erfüllt werden. Immerhin entspricht der im Mainzer Müllheizkraftwerk erzeugte dem elektrischen Bedarf von über 40.000 Haushalten.

Thermische Behandlung

Über die Aufgabeschächte der drei Verbrennungslinien werden die Restabfälle mit Hilfe von Dosierstößeln auf die Verbrennungsroste gegeben. Zum Anfahren der jeweiligen Verbrennungslinien werden Gasbrenner eingesetzt, die den Verbrennungsraum auf die erforderliche Mindestverbrennungstemperatur von 850° C vorheizen. Da der Abfall einen hohen Heizwert besitzt, erfolgt die Verbrennung nach Abschaltung der Gasbrenner selbstgängig ohne eine weitere Zuführung von Erdgas. Mit Zugabe von Verbrennungsluft, die aus dem Müllbunker abgesaugt, über Wärmetauscher vorgewärmt und in den Feuerungsraum eingeblasen wird, wird der Abfall verbrannt. Die Verbrennungstemperatur liegt oberhalb 1.000° C.

Die verbleibenden Verbrennungsrückstände, die nach ca. 1-stündiger Verweilzeit auf dem Verbrennungsrost noch übrig bleiben, gelangen über einen Nassentschlacker in den Schlackebunker. Diese sogenannte Rohschlacke wird extern in einer Schlackenaufbereitungsanlage in mehreren Verfahrensstufen aufbereitet. Hierbei werden die Metallanteile von der mineralischen Fraktion getrennt. Eisenschrott und Nichteisenmetalle werden in der Eisenhüttenindustrie wiederverwertet und die mineralische Fraktion im Deponie- und Wegebau als Ersatzmaterial anstelle von Neuprodukten eingesetzt. Somit wird auch die Verbrennungsschlacke der Wiederverwertung zugeführt.

Abgasgasreinigung

Die Abgasreinigung besteht aus mehreren hocheffizienten Reinigungsstufen, die aufgrund ihrer innovativen Technik die entstehenden Schadstoffe wirkungsvoll in Luftbestandteile umwandeln oder durch Zugabe von alltäglichen Chemikalien, wie Kalkmilch oder Aktivkoks so binden, dass ihre Reaktionsprodukte sorgfältig abgeschieden werden. Das Ziel ist die sichere Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Emissionsgrenzwerte. Deren Überwachung geschieht durch moderne Messtechnik direkt in den Schornsteinen des MHKW Mainz.

Im Einzelnen bestehen die Abgasreinigungseinrichtungen aus folgenden Reinigungsstufen:

  • SNCR-Anlage (selektive-nichtkatalytische-Reduktion) mit Eindüsung von Ammoniakwasser im ersten Kesselzug oberhalb der Feuerung zur Reduzierung der Stickoxidemissionen unter Bildung von Luftbestandsteilen, i. e. Stickstoffgas und Wasserdampf.
  • Sprühabsorber mit Zugabe von Kalkmilch über ein Zerstäuberrad zur Temperaturabsenkung und Vorabscheidung saurer Abgasbestandteile wie SO2, HCl und HF.
  • Aktivkokszudosierung vor dem Gewebefilter zur Bindung von Dioxinen/Furanen, Schwermetallen und anderen Schadstoffen.
  • Gewebefilter zur Abscheidung von Stäuben.
  • Vorwäscher mit Eindüsung von Waschwasser zur Reduktion von sauren Schadstoffkomponenten.
  • Hauptwäscher mit Zudosierung von Kalkmilch zur Entfernung restlicher Abgasbestandteile.

Durch den Betrieb der beiden Waschstufen ist das Abgas wasserdampfgesättigt. Daher ist stets an den Schornsteinmündungen eine Wasserdampf-Fahne als Symbol für die "Abgas-Wäsche" zu sehen.

Es wird deutlich, dass die Abgasreinigung des Mainzer Müllheizkraftwerkes mit hohem Aufwand nach dem modernen Stand der Technik in der Lage ist, die gesetzlichen Grenzwerte nicht nur einzuhalten, sondern deutlich zu unterschreiten. Durch die Messungen wird eine Überwachung und Kontrolle der Emissionswerte jederzeit sichergestellt.